Mittwoch, 23. Februar 2011

C L O S E D !


Ein Jahr Blog-Pause! Da wird es wohl leider Zeit, es jetzt "offiziell" zu machen, dass keine weiteren Posts mehr kommen werden. Ich hatte gehofft, wieder die nötige Zeit und Muße zu finden, um die vielen Ideen zu Filmkritiken, die mir noch alle so im Kopf herumschwirren, auch wirklich in Worte zu fassen. Aber das wird wohl nichts mehr werden. Und so verabschiede ich mich schweren Herzens...

Kommentare verfolge ich natürlich weiterhin. Und was ich ebenfalls von Zeit zu Zeit wieder auf den aktuellen Stand bringen möchte, ist die Gesamtliste, die inzwischen mehr als 500 Coming-of-Age-Filme umfasst - alphabetisch aufgelistet mit Link zur Internet Movie Database und mit meiner Kurzbewertung (von 0 bis 7 Sternchen).

Ich möchte bei der Gelegenheit noch einmal all meinen Lesern für die Treue und das nette und positive, aber auch für das kritische Feedback danken.

Euer Mike
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Sonntag, 7. März 2010

Blog-Pause

Leider habe ich es in den vergangenen Wochen nicht geschafft, neue Filme zu posten. Und - leider - sieht es für die kommenden Wochen nicht besser aus. Also bitte ich um Verständnis, dass es noch ein wenig dauern wird, bis wieder etwas Neues kommt...
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Freitag, 12. Februar 2010

Geh und lebe


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(gut)

Originaltitel: Va, vis et deviens
Frankreich, Israel, 2005

Ein ergreifender Film über das tragische Flüchtlingsschicksal eines äthiopischen Jungen – dreifacher Berlinale-Gewinner und ausgezeichnet mit dem César. Radu Mihaileanus Drama "Va, vis et deviens" spielt vor dem historisch-politischen Hintergrund der israelischen "Operation Moses", die es 1984 verfolgten Juden aus Äthiopien ermöglichte, im Gelobten Land ein neues Leben zu beginnen. Im Flüchtlingslager überlässt eine verzweifelte Mutter, die sich als Nichtjüdin unter die Flüchtlinge geschmuggelt hat, ihren neunjährigen Sohn einer anderen Frau, um ihm die Ausreise nach Isreal zu ermöglichen. Unter dem Namen Schlomo versucht der Junge, auf sich alleine gestellt sein Schicksal zu meistern und die Grundlagen des jüdischen Glaubens zu lernen. Doch auch seine liberale Adoptivfamilie kann ihm nicht über die Trennung von seiner Mutter und die kulturelle Entwurzelung hinweg helfen. In einem Umfeld von Misstrauen und latentem Rassismus wächst er mit der ständigen Angst auf, wieder ausgewiesen zu werden, und das Geheimnis seiner Herkunft lastet wie ein Fluch auf ihm. Manchmal zwar etwas zu theatralisch geraten, zeichnet der Film ein komplexes und psycholgisch ausgefeiltes Bild einer zerissenen Seele. Sehenswert!


Im TV: Dienstag, 16. Februar 2010, 23:15 Uhr im RBB
Internet Movie Database: Va, vis et deviens (FR/IL, 2005)
YouTube: Va, vis et deviens (Geh und lebe)– Trailer (2:46 Min)
Offizielle Website zum Film

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Teenage Angst


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(in Ordnung)

Deutschland, 2008

Jedes Jahr präsentiert die Berlinale in der Sektion "Perspektive Deutsches Kino" Werke von jungen, aufstrebenden deutschen Filmemachern – so auch 2008 das 60-minütige Drama "Teenage Angst" des 26-jährigen Jungregisseurs Thomas Stuber. Die verstörende Parabel um adoleszenten Nihilismus und jugendliche Gewaltexzesse stieß auf ein eher zwiespältiges Echo, wirkt sie doch etwas unausgegoren und lässt für den Zuschauer viele Fragen offen. In einem abgelegenen Elite-Internat schart der arrogante, machtgierige Drybusch drei Mitschüler um sich und gibt sich im Alkohol- und Drogenrausch sadistischen Gewaltritualen hin. Die zunehmenden Aggressionen in der Clique richten sich letztendlich gegen den Sensibelsten und Schwächsten und gipfeln in grausamen Erniedrigungen und Folter. Parallelen zu dem 100 Jahre zuvor erschienenen Roman "Die Verwirrungen des Zöglings Törleß" von Robert Musil (der von Volker Schlöndorff 1966 verfilmt wurde) sind durchaus beabsichtigt. Allerdings erreicht die Low-Budget-Produktion – trotz durchaus überzeugender Darsteller – bei weitem nicht die psychologische Tiefe des literarischen Vorbildes.


Im TV in der Nacht von Montag auf Dienstag, 15./16.02., 0:55 Uhr auf Arte
Internet Movie Database: Teenage Angst (DE, 2008)
YouTube: Teenage Angst – Trailer (1:47 Min)
Offizielle Website zum Film

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Mittwoch, 10. Februar 2010

Thumbsucker – Bleib wie du bist!


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(gut)

Originaltitel: Thumbsucker
USA, 2005

Amerikanisches Independent-Kino at its best! Mit satirischen Seitenhieben auf die US-Gesellschaft erzählt "Thumbsucker" eine eigentlich alltägliche Geschichte von der Verständnislosigkeit zwischen den Generationen. Es ist die skurrile – mit Traumsequenzen durchzogene – Odyssee eines Jugendlichen im Highschoolalter, der nach einer Psychopharmakabehandlung gegen Daumenlutschen und ersten Erfahrungen mit Drogen und Sex langsam zu sich selbst findet. "Mit viel feinsinniger Komik beschreibt Regisseur Mike Mills die Mühen des Erwachsenwerdens in einer Welt, in der die Eltern oft infantiler sind als ihre Kinder", urteilte Der Spiegel. Exzellent bis in die Nebenrollen hinein besetzt – Keanu Reeves besticht als esoterischer Therapeut – fand das Werk des Musikvideo- und Werbefilmers 2005 sowohl beim Sundance Filmfestival als auch bei der Berlinale Beachtung und war für den Grand Jury Prize und den Goldenen Bären nominiert. Großer Festivalgewinner war aber dann der 20-jährige Hauptdarsteller Lou Taylor Pucci, der mit dem Sundance Special Jury Prize und dem Silbernen Bären für seine schauspielerische Leistung ausgezeichnet wurde.


Im TV in der Nacht Samstag auf Sonntag, 13./14. Februar 2010, 2:55 Uhr im RBB
Internet Movie Database: Thumbsucker (US, 2005)
YouTube: Thumbsucker – Trailer (2:15 Min, engl.)
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Hallam Foe – Anständig durchgeknallt


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(nicht schlecht)

Originaltitel: Hallam Foe
Großbritannien, 2007

Eine – sicherlich etwas eigenwillige – Geschichte über einen Teenager mit ausgeprägtem Hang zum Voyorismus, der nach dem Unfalltod seiner Mutter seinen Weg zwischen Spleens und Psychosen sucht. Er entflieht seinem Zuhause, um in Edinburgh sein Glück zu finden – und begegnet seiner ersten großen Liebe in Gestalt einer 10 Jahre älteren Frau, die allerdings das Ebenbild seiner verstorbenen Mutter ist. Das tragikomische Werk des schottischen Regisseurs David Mackenzie begleitet die Skurillitäten seines Protagonisten unterhaltsam und mit einer gekonnten Mischung aus Düsterheit und Witz und lässt hinter dem rauhen Realismus der Story märchenhafte Züge erkennen. In der Titelrolle ist Billy Elliot-Hauptdarsteller Jamie Bell zu sehen, der – mal in tiefster Traurigkeit gefangen, mal von roher Aggressivität getrieben – die ganze Palette eines im Gefühlschaos steckenden 17-Jährigen präsentiert. "Hallam Foe" hatte 2007 auf der Berlinale Weltpremiere, wurde mit dem Silbernen Bären für die Britpop-Filmmusik ausgezeichnet und gewann zahlreiche Preise auf weiteren europäischen Festivals.


Im TV: Samstag, 13. Februar 2010, um 23:40 Uhr im RBB
Internet Movie Database: Hallam Foe (GB, 2007)
YouTube: Hallam Foe – Trailer (1:46 Min, engl.)
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Samstag, 6. Februar 2010

Mosquito Coast – Reise in die Wildnis


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(gut)

Originaltitel: The Mosquito Coast
USA, 1986

"The Mosquito Coast" von Peter Weir ("Der Club der Toten Dichter") – eine abenteuerliche Parabel auf Segen und Fluch der Zivilisation – fiel trotz zweier Golden Globe-Nominierungen bei der amerikanischen Presse und an den Kinokassen durch. Auch Harrison Ford, der als despotischer Familienvater und idealistisch-genialer Erfinder eine seiner besten Performances gibt, konnte daran nichts ändern. Die Geschichte handelt von einer sechsköpfigen Familie, die im Dschungel von Honduras ein Dorf mit Hilfe moderner Technik neu aufbaut und ein einfaches und autonomes Leben führt – bis ihre technischen Errungenschaften eine Umweltkatastrophe auslösen. Dass der Film aus Sicht des 14-jährigen Charlie – gespielt von River Phoenix – erzählt ist, macht das psychologisch ausgefeilte Aussteigerdrama durchaus auch zu einem Coming-of-Age-Film. River Phoenix konnte viele eigene Erfahrungen in die Rolle einfließen lassen – lebte er doch mit seinen Eltern auch einige Zeit auf einer venezolanischen Missionarsstation – und bekam den Young Artist Award für seine Darstellung.


Im TV: Mittwoch, 10. Februar 2010 um 23:00 Uhr im SWR
Internet Movie Database: The Mosquito Coast (US, 1986)
YouTube: The Mosquito Coast – Filmausschnitt (9:49 Min, engl.)
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Ein Leben lang kurze Hosen tragen


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(gut)

Deutschland, 2002

Mit 15 Jahren beging Jürgen Bartsch – in den 60er Jahren im Ruhrgebiet als die "Bestie von Langenberg" bekannt geworden – seinen ersten Mord. Der psychisch gestörte Jugendliche entführte vier Jungen, missbrauchte und tötete sie. Im Zuge seiner Therapie in der Landesheilanstalt Eickelborn erzählte der inzwischen 26-Jährige mit grausamer Nüchternheit von seinem Leben, seinen Verbrechen und den Beweggründen. Regisseur Kai S. Pieck nahm diese Therapieaufzeichnungen und Briefe von Bartsch als Basis für sein Filmdebüt "Ein Leben lang kurze Hosen tragen" – ein verstörendes, schonungloses Psychogramm, das in Rückblenden die Geschichte eines Jungen erzählt, der unter seinen gefühlskalten Adoptiveltern, den unmenschlichen Verhältnissen in einem katholischen Internat und seiner unterdrückten Homosexualität litt. Leider ist die Hauptrolle des erwachsenen Jürgen Bartsch als Erzähler des Films für Tobias Schenke ("Harte Jungs", "Kleinruppin forever") einfach eine Nummer zu groß, er wirkt mitunter etwas hölzern und unglaugwürdig. Schade! Eine ziemlich gute Performance hingegen zeigt Sebastian Urzendowsky als jugendlicher Jürgen Bartsch, was das Werk – zusammen mit der hervorragenden Regie – zu einem durchaus sehenswerten, aber auch nicht gerade leicht verdaulichen Filmerlebnis macht.


Internet Movie Database: Ein Leben lang kurze Hosen tragen (DE, 2002)
YouTube: Ein Leben lang kurze Hosen tragen – Filmausschnitt (10:05 Min)
Auf DVD bei Amazon.de: Ein Leben lang kurze Hosen tragen
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Sonntag, 31. Januar 2010

Reine Geschmacksache


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(nicht schlecht)

Deutschland, 2007

Eine unterhaltsame schwule Coming-of-Age-Komödie aus Deutschland. Der 18-jährige Karsten muss seinem Vater, einem spießigen Handelsvertreter für Damenoberbekleidung, bei der Arbeit helfen und verliebt sich prompt in dessen härtesten Konkurrenten. In den USA ist die Komödie unter dem Titel "Fashion Victims" bekannt. Stellenweise zeigt der Humor des Films durchaus "loriotische Züge" (wie Luke, ein treuer Leser des Blogs, meinte), der aber leider zum Ende des Streifens etwas sehr in Klamauk ausartet. Trotzdem sehenswert – schon alleine wegen der guten Schauspieler. Hauptdarsteller Florian Bartholomäi bekam den Max Ophüls-Preis und den Undine-Award für seine Darstellung. Sein Filmdebüt hatte er erst 2005 in dem Neonazi-Drama "Kombat 16" und kann inzwischen eine recht umfangreiche Filmographie vorweisen, darunter auch eine kleine Rolle in "Der Vorleser".

Im TV: Dienstag, 2. Februar 2010 um 20:15 Uhr auf 3sat und Mittwoch, 10. Februar 2010, 23:40 Uhr im BR

Internet Movie Database: Reine Geschmacksache (DE, 2007)
YouTube: Fashion Victims – Reine Geschmacksache – Trailer (1:34 Min)
Florian Bartholomäi in der Internet Movie Database
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Der Sohn


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(gut)

Originaltitel: Le fils
Belgien, 2002

Ein kleines, psychologisch ausgefeiltes Drama, das seine ungewöhnliche Handlung mit wenigen Worten und in einer stilsicheren Bildsprache präsentiert. Das belgische Brüderpaar Jean-Pierre und Luc Dardenne beschreibt in "Der Sohn" eine sehr sensible zwischenmenschliche Grenzerfahrung. Schreinermeister Olivier arbeitet mit jugendlichen Straftätern und steht eines Tages vor der Entscheidung, den introvertierten und schüchternen 16-jährigen Francis – der 5 Jahre zuvor seinen Sohn getötet hatte – als Lehrling anzunehmen. Olivier stellt sich der Herausforderung, doch Francis weiß nicht, wer Olivier wirklich ist. Der ruhige Film setzt voll und ganz auf die Kraft seiner Bilder und verzichtet auch vollständig auf Musik, was die beklemmende Stille mancher Szenen zu einem wichtigen Teil des Filmerlebnisses macht, aber dem Film auch einige Längen beschert. Dennoch ist das weltweit vielfach nominierte und in Cannes mit zwei Preisen augezeichnete Werk sehr sehenswert!


Im TV: Donnerstag, 4. Februar 2010 um 22:25 Uhr auf 3sat
Internet Movie Database: Le fils (BE, 2002)
YouTube: Le fils – Trailer (1:35 Min, engl. Untertitel)
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Freitag, 29. Januar 2010

Die Reifeprüfung


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(nicht schlecht)

Originaltitel: The Graduate
USA, 1967

Ein Genreklassiker von 1967, der außerdem Dustin Hoffmans schauspielerischer Durchbruch war. Die Tragikomödie um den Collegestudenten Benjamin, der sein erstes Mal mit einer Freundin seiner Mutter, mit Mrs. Robinson, erlebt, rüttelte kräftig an den damaligen, prüden Moralvorstellungen: eine verheiratete Frau hat eine sexuell orientierte Beziehung mit einem deutlich jüngeren Mann, der zwar schon 21 Jahre alt, aber in der Darstellung der Figur fast noch ein Jugendlicher ist. Obwohl der damals 30-jährige Dustin Hoffman für die Rolle schlichtweg viel, viel zu alt ist – er war nur 6 Jahre jünger als Anne Bancroft als Mrs. Robinson – und somit eher ziemlich unglaubwürdig wirkt, bekam er für sein überzeugendes Spiel eine Oscarnomierung. Gewonnen hat "Die Reifeprüfung" den Oscar dann für die Regie, die zugegeben meisterlich ist. An heutigen Verhältnissen gemessen ist das Werk aber dennoch schon sehr in die Jahre gekommen. Legendär allerdings war und bleibt die Filmmusik des Folk-Rock-Duos Simon & Garfunkel – "Sounds of Silence" und "Mrs. Robinson" sind absolute Evergreens geworden.


Im TV: Montag, 1. Februar 2010 um 23:00 Uhr im NDR
Internet Movie Database: The Graduate (US, 1967)
YouTube: The Graduate – Trailer (3:29 Min, engl.)
Filmszene.de – empfehlenswerte Filmkritik
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Donnerstag, 21. Januar 2010

News

Kinostarts: "Same Same But Different" und "Privatunterricht"

Heute läuft der neue Film von Detlev Buck, "Same Same But Different", mit David Kross in der Hauptrolle an. Anschauen lohnt sich!

Zur ausführlichen Filmkritik

Ein weiterer Neustart ist das wirklich sehenswerte und verstörende Coming-of-Age-Drama "Privatunterricht" aus Belgien.

Zur ausführlichen Filmkritik
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Mittwoch, 20. Januar 2010

Jimmy Reardon


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(nicht besonders)

Originaltitel: A Night in the Life of Jimmy Reardon
USA, 1988

"Jimmy Reardon war ein einziger großer Fehler. Ich war sehr naiv und war mir nicht bewusst, dass ich mein Talent in höchstem Maße missbrauche", urteilte – noch vor der Premierenvorstellung – River Phoenix selbst über den Film, der ihn 1988 mit einem Schlag zum Teenager-Idol machen sollte. Der seichte Pubertätsstreifen über die Eskapaden eines promisken, 17-jährigen Möchtegern-Romeos hatte mit dem Wechsel der Produktionsverantwortung zu Twentieth Century Fox die Ernsthaftigkeit des ursprünglichen Plots völlig aus den Augen verloren. River fühlte sich auch während des Drehens nicht mehr wohl in der Rolle, die er lieber – wie er sagte – mit jemandem wie Tom Cruise besetzt gesehen hätte, der einfach maskuliner wirke. Trotz seiner auch ernsten Anklänge über das Erwachsenwerden fiel "A Night in the Life of Jimmy Reardon" bei den Kritikern durch, entwickelte sich an den Kinokassen aber zu einem kleinen Hit. So ist es das Teeniefilmchen, das in den 60er Jahren in Chicago spielt, auch hauptsächlich wegen River Phoenix wert, angeschaut zu werden.


Im TV in der Nacht Samstag/Sonntag, 23./24. Januar 2010, 2:50 Uhr auf RTL II.
Internet Movie Database: A Night in the Life of Jimmy Reardon (US, 1988)
YouTube: A Night in the Life of Jimmy Reardon – Trailer (1:18 Min, engl.)
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Little Nikita


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(in Ordnung)

USA, 1988

Non-Coming-of-Age! Das Fernsehen bringt am kommenden Wochenende nach "Jimmy Reardon" gleich noch einen weiteren River Phoenix-Film. Der Agenten-Thriller "Little Nikita" entstand zu einer Zeit, als in der Sowjetunion Michail Gorbatschows Politik von Glasnost und Perestroika bereits deutliche Auswirkungen zeigte. So war das spannende Drama 1988 eigentlich schon etwas von der Gegenwart überholt worden – handelt es doch von einem 17-jährigen amerikanischen Vorzeige-Jugendlichen, für den eine Welt zusammenbricht, als er erfährt, dass seine Eltern inaktive KGB-Agenten sind. Schlechte Kritiken bekam der Film von der Chicago Sun-Times, die von einer „unsinnig unlogischen Handlung“ sprach. Trotz allem ist er gar nicht so schlecht gemacht und durchaus unterhaltsam – kein Highlight, aber er wird mit River Phoenix und Sidney Poitier von zwei gut agierenden Hauptdarstellern getragen.


Im TV: Sonntag, 24. Januar 2010, 16:25 Uhr auf Kabel 1.
Internet Movie Database: Little Nikita (US, 1988)
YouTube: Little Nikita – Trailer (1:32 Min, engl.)
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Montag, 18. Januar 2010

Dogtown Boys


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(nicht schlecht)

Originaltitel: Lords of Dogtown
USA, 2005

Ein auf wahren Begebenheiten beruhendes Teenagerdrama über die Geburt des Freestyle Skateboardens in den frühen 70ern in Kalifornien – ein Drama um Freundschaft, Erfolg und verratene Ideale. Es ist die Geschichte der Jugend-Clique "Z-Boys" von Skaterlegende Stacy Peralta, der selbst das Drehbuch schrieb und im Film von John Robinson – er hatte sein Debüt in Gus Van Sants "Elephant" – verkörpert wird. In weiteren Rollen sind Heath Ledger, Emile Hirsch und Johnny "Jackass" Knoxville zu sehen. "Dogtown Boys" wird als typische Hollywood-Produktion dem Thema leider nicht ganz gerecht, man vermisst den Independent-Flair der Skaterszene ein wenig in dem Film, doch die etwas glatt geratene Story ist gut erzählt, die Darsteller überzeugen und die Skate-Stunts sind realistisch – alles in allem kein schlechter Film.


Im TV in der Nacht Dienstag/Mittwoch, 19./20. Januar 2010, 0:20 Uhr im ORF 1.
Internet Movie Database: Lords of Dogtown (US, 2005)
YouTube: Lords of Dogtown – Trailer (2:27 Min, engl.)
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Montag, 11. Januar 2010

Das Jahr der ersten Küsse


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(nicht schlecht)

Relativ unbeachtet kam 2002 "Das Jahr der ersten Küsse" in die deutschen Kinos. Ein ganz unterhaltsamer Film über die Wirren der Pubertät, über Partys, Alkohol, Liebe, Pickel, Samenergüsse und viele weitere kleine Nöte, wenn die Hormone verrücktspielen. Regisseur Kai Wessel, der bislang nur wenige Kinofilme, dafür aber umso mehr TV-Produktionen gedreht hat, nimmt sich des Themas mit Einfühlungsvermögen und Humor an und hat einen kleinen Film geschaffen, der mal Teenagerkomödie und mal Drama ist – und somit nicht so recht in eine Schublade passen will. Und er fängt den 80er-Jahre-Zeitgeist treffend und augenzwinkernd ein, auch wenn dabei so manches Klischee bemüht wird. Der damals 15-jährige Hauptdarsteller Max Mauff, der in seiner Rolle liebenswert schüchtern und uncool durch den Film stolpert, hat sich inzwischen als ernsthafter Schauspieler etablieren können, unter anderem mit kleineren Rollen in "Die Welle" und "Der Vorleser".

Der Film läuft in der Nacht Freitag/Samstag, 15./16. Januar 2010, 2:10 Uhr im ORF 1.
Internet Movie Database: Das Jahr der ersten Küsse (DE, 2002)
YouTube: Das Jahr der ersten Küsse – Trailer (2:01 Min)
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Sonntag, 3. Januar 2010

Die Rückkehr (Возвращение)


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(sehr gut)

Ein beeindruckendes russisches Drama über die beiden bei ihrer Mutter lebenden zwölf- und vierzehnjährigen Brüder Iwan und Andrej. Sie werden von ihrem plötzlich zurückgekehrten Vater, den sie zuvor nicht kannten, auf eine Reise mitgenommen – ein tragischer Trip, in dem Autorität und Pubertät aufeinander prallen. Das mit zahlreichen internationalen Awards ausgezeichnete Drama gewann auch den Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen von Venedig.

Der Film läuft in der Nacht Mittwoch/Donnerstag, 6./7. Januar 2010, 2:40 Uhr im Ersten.
Internet Movie Database: Vozvrashcheniye (RU, 2003)
YouTube: The Return – Trailer (1:44 Min)
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Donnerstag, 31. Dezember 2009

Die drei besten Filme 2009


Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen und es bietet sich an, kurz die Filme Revue passieren zu lassen, die uns die vergangenen zwölf Monate neu gebracht haben. Meine drei persönlichen Highlights möchte ich hier noch einmal herauspicken:

"Das weiße Band" wird wohl noch einige Wellen schlagen und uns als deutscher Oscarbeitrag auch noch in 2010 beschäftigen.

"Maman est chez le coiffeur" hat mich sehr berührt, wird aber in Deutschland nicht ins Kino kommen. Schade, hoffen wir auf 3sat.

"Der Vorleser" hat uns mit David Kross einen jungen deutschen Star beschert, auf den die gesamte Filmwelt erwartungsvoll blickt.


Außerdem gab es im Dezember einen kleinen Relaunch des Blog: das Design habe ich generell überarbeitet und im linken Menübereich findet Ihr jetzt einige neue Links und zusätzliche Selektionsmöglichkeiten. Außerdem ist die Gesamtliste wieder auf dem aktuellsten Stand und um etliche Filme reicher geworden.


Allen meinen Lesern wünsche ich toi, toi, toi für das kommende Jahr. Hoffen wir auch in 2010 auf viele gute Coming-of-Age-Filme ;-)

Euer Mike

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Montag, 28. Dezember 2009

Good Will Hunting


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(sehr gut)

Zwei relativ unbekannte Jungschauspieler schreiben ein Drehbuch für einen Film, in dem sie selbst die Hauptrollen spielen, und machen sich auf die Suche nach einem Regisseur und Produzenten für ihr Projekt – und nach etlichen erfolglosen Versuchen finden sie schließlich einen Filmverleih und ihren Mann. Der Film wird ein Welterfolg und ihr Engagement wird dann zu guter Letzt auch noch mit einem Oscar und einem Golden Globe für das Drehbuch belohnt. Eine fast unglaubliche Geschichte, aber eine wahre. Die beiden ambitionierten, jungen Talente hießen Matt Damon und Ben Affleck und ihr Film war "Good Will Hunting". Und sie hätten keinen besseren Partner für die Umsetzung finden können als Gus Van Sant. Dass der Geschichte um einen misshandelten, jungen Halbkriminellen, in dem ein unerkanntes mathematisches Genie schlummert, ein derartiger Erfolg beschert war, ist aber nicht zuletzt auch Robin Williams als glänzendem dritten Hauptdarsteller zu verdanken, der für seine Rolle auch noch den Oscar bekam.


Im TV: Samstag, 2. Januar 2010 um 20:15 Uhr auf RTL II.

Internet Movie Database: Good Will Hunting (US, 1997)
YouTube: Good Will Hunting – Trailer (2:16 Min)
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La Boum – Die Fete


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(nicht schlecht)

Vor nicht ganz 30 Jahren schlug ein Teenagerstreifen in Europa wie ein Bombe ein, weil er nach den vielen Pubertätszoten in den 70ern die Kids endlich einmal so zeigte, wie sie wirklich waren, und ihre Gefühle so treffsicher auf die Leinwand brachte wie nie ein Film zuvor – und auch nur sehr wenige danach. Die Nöte der 13-jährigen Vic in den Wirren der ersten Liebe und der Zeit der ersten Parties werden realistisch und ohne unnötigen Kitsch dargestellt ... und das hat auch noch Jahrzehnte später seinen, wenn auch etwas nostalgischen, Charme. Die Hauptdarstellerin Sophie Marceau wurde zum absoluten Teenageridol und musste sich nach der Fortsetzung "La Boum 2" für 1 Mio. französische Franc (ca. 150.000 Euro) aus dem Vertrag freikaufen, um nicht noch eine weitere Fortsetzung drehen zu müssen. Der Film erlangte Kultstatus und der Titelsong "Reality" von Richard Sanderson fand seinen festen Platz in der ewigen Top 100 der Liebesschnulzen.


Im TV: Freitag, 1. Januar 2010 um 15:45 Uhr auf 3sat.

Internet Movie Database: La Boum (FR, 1980)
YouTube: La Boum – Film- und Soundtrackausschnitte (4:24 Min, franz.)
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Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte


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(herausragend)

Michael Hanekes Drama um eine von Prüderie und Hass beherrschte kleine Dorfgemeinschaft im protestantischen Norddeutschland am Vorabend des Ersten Weltkriegs ist sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Es ist eine beklemmende Geschichte, die kompromisslos und mit messerscharfer Beobachtungsgabe in klaren Schwarzweißbildern erzählt wird. Getragen von exzellenten Darstellern wird die puritanische und menschenverachtende "gute alte Zeit" lebendig und dient zugleich als Parabel für das Heute. Trotz des sehr ruhigen, gemächlichen Tempos vermag es der über zwei Stunden lange Film, einen gebannt im Kinosessel festzuhalten. "Das weiße Band" ist eine tief beeindruckende und fesselnde Reise zurück in eine düstere Vergangenheit, in eine harte Zeit zum Erwachsenwerden. Ein wahres Kunstwerk – und sicherlich kein Popcorn-Kino.
Bei den Filmfestspielen von Cannes im Mai 2009 gewann Hanekes Werk die Goldene Palme, vor zwei Wochen wurde es in den Kategorien Bester europäischer Film, Beste Regie und Bestes Drehbuch mit dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnet. Und für die Academy Awards 2010 wurde er als Beitrag für den besten fremdsprachigen Film für Deutschland eingereicht. Man darf also auch auf die Oscar-Nominierungen gespannt sein.

"Das weiße Band" läuft seit Oktober im Kino und ist – nach nunmehr 10 Wochen – immer noch in zahlreichen Städten zu sehen.
Internet Movie Database: Das weisse Band – Eine deutsche Kindergeschichte (AT/DE, 2009)
YouTube: Das weiße Band – Eine deutsche Kindergeschichte – Trailer (1:53 Min)

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Sonntag, 20. Dezember 2009

Die Kinder des Monsieur Mathieu


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(herausragend)

Weihnachten braucht einfach Filme, die zu Herzen gehen. Das französische Drama über einen Knabenchor in einem mit Härte und Ungerechtigkeit geführten Jungeninternat spielt gegen Ende der 40er Jahre. Der Film eroberte die Welt im Sturm und bekam zahlreiche Preise und Nominierungen – unter anderem für die exzellente Filmmusik. Regisseur Christophe Barratier war zu Beginn der Castings für die Jungendarsteller davon ausgegangen, dass er die Gesangspassagen für die Hauptrolle des Morhange nachsynchronisieren müsse. Dass er mit Jean-Babtiste Maunier ein Talent entdecken würde, das neben Aussehen und Schauspielgabe auch noch die geforderte, mehr als außergewöhnliche Stimme mitbringt, hatte er sich nicht träumen lassen.

Im TV: Donnerstag, 24. Dezember um 18:30 Uhr und Freitag, 25. Dezember 2009 um 12:00 Uhr auf Eins Festival.

Internet Movie Database: Les choristes (FR, 2004)
YouTube: Die Kinder des Monsieur Mathieu Trailer (1:42 Min)
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Get Real – Von Mann zu Mann


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(nicht schlecht)

Ein britisches Coming out-Drama aus den späten 90ern. Der 16-jährige Steven will sich an seiner konservativen Eliteschule nicht länger verstecken, aber sein heimlicher Lover John, der Sportstar der Schule, drängt auf absolute Diskretion. Der Film besticht durch eine gute Mischung aus Ernstem und Heiterem und gewann auch einige Preise. Und selbst die New York Times urteilte, dass "Get Real" einen weitaus realistischeren und fesselnderen Blick auf die Qualen heranwachsender Teenager und auf den Druck in der Gruppe wirft als irgendeiner der neueren High School-Filme aus Hollywood.

Im TV: Freitag, 25. Dezember 2009 um 20:15 Uhr auf TIMM.

Internet Movie Database: Get Real (1998)
YouTube: Get Real – Filmausschnitt (5:18 Min, engl.)
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Tom Sawyers und Huckleberry Finns Abenteuer (1968)


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(nicht schlecht)

Ein kleines Highlight aus dem TV-Archiv: der ZDF-Advents-Vierteiler von 1968. Wer die beiden Jugendbuchklassiker von Mark Twain gelesen hat, wird mir zustimmen, dass es keine authentischere Verfilmung gibt, die der Romanvorlage in allen Details derart exakt folgt. Gedreht wurde in Rumänien im Donaudelta. An heutigen Sehgewohnheiten gemessen verlangt das knapp 6-stündige Werk mit seiner getragenen, literarischen Erzählweise dem Zuschauer allerdings viel Zeit und Geduld ab. Hauptdarsteller Marc di Napoli in der Rolle des Huck drehte später auch mit Claude Chabrol und wurde als Sänger und Maler bekannt. Und als Tante Polly ist eine großartige Lina Carstens zu sehen.

Alle vier Folgen der TV-Serie kommen am Samstag, 26. Dezember 2009 ab 13:00 Uhr auf ZDF Neo.

Internet Movie Database: Les aventures de Tom Sawyer (DE/RO/FR, 1968)
YouTube: Tom Sawyers und Huckleberry Finns Abenteuer – Schlussszene , Vor- und Abspann (4:49 Min, interessant ab 0:50 Min)
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Montag, 14. Dezember 2009

The Thing Called Love


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(nicht schlecht)

Non-Coming-of-Age-Tip! Eine filmische Hommage an die Country Music. Miranda kommt nach Nashville in Tennessee in der Hoffnung auf eine Karriere als Sängerin und findet nicht nur ihre Liebe zur Musik, sondern auch die zum lokalen Country-Star James. "The Thing Called Love" ist der letzte Film von River Phoenix, der kurz nach Beendigung der Dreharbeiten gestorben ist, und ein Teil der Songs im Film stammt auch aus seiner Feder. Der Film bekam leider viele schlechte Kritiken – zu Unrecht, finde ich, denn die Story ist sehr sensibel erzählt und die Hauptdarsteller (darunter auch Sandra Bullock) sind hervorragend. Auch River Phoenix verkörpert seinen tiefgründigen Charakter wieder einmal mit so großer Überzeugungskraft, dass der Film mich durchaus fesseln konnte – und das obwohl Country Music nun wirklich nicht meins ist...

Im TV: Sonntag, 20. Dezember 2009 um 20:50 Uhr auf Anixe.

Internet Movie Database: The Thing Called Love (US, 1993)
YouTube: The Thing Called Love – Filmausschnitt (5:01 Min, engl.)
MannbeisstFilm.de: The Thing Called Love – empfehlenswerte Filmkritik
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Montag, 7. Dezember 2009

Zischke


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(gut)

Da das Fernsehen diese Woche keinen Film bereithält, den ich unbedingt posten möchte, will ich mal wieder einen aus dem "Archiv" hervorkramen, den nur die Allerwenigsten kennen werden. Es ist einer der Filme, die zuerst groß gefeiert werden und dann leider auf Nimmerwiedersehen in der Versenkung verschwinden. Aber einen Filmausschnitt im Web gibt es dazu seit ein paar Monaten...

"Zischke" kam 1987 in die Kinos und ist das Erstlingswerk des Regisseurs und Drehbuchautors Martin Theo Krieger. Es ist die Geschichte eines Berliner Jugendlichen, der die Abwesenheit seiner Eltern nutzt und einige Tage durch die Großstadt streunt. In künstlerischen Schwarzweißbildern zeigt der Film das Treiben in der Spreemetropole und macht auch vor den Schattenseiten der Millionenstadt nicht halt. Das international bekannte Werk lief in New York im Museum of Modern Art und wurde mit dem Förderpreis der Berliner Akademie der Künste und dem Förderpreis des Max Ophüls Festivals ausgezeichnet. Der Film ist nicht nur eine Momentaufnahme des damals noch geteilten Berlin, sondern auch ein Dokument des Zeitgeists in den 80ern.
Ich hatte den Film seinerzeit im Münchner Maxim-Kino gesehen, einem kleinen Programmkino an der Donnersbergerbrücke, das sich auch heute noch wacker hält. Die regelmäßig vorbeiratternde Trambahn empfand ich bei "Zischke" allerdings nicht als störend, vielmehr verlieh sie dem Film noch ein klein wenig mehr Flair...

Internet Movie Database: Zischke (DE, 1986)
YouTube: Zischke – Filmausschnitt (1:38 Min, leider in sehr schlechter Tonqualität)
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Montag, 30. November 2009

Same Same But Different


Originaltitel: „Same Same But Different“
Deutschland, 2009
Regisseur: Detlev Buck
Drehbuch: Ruth Toma
Hauptdarsteller: David Kross, Apinya Sakuljaroensuk, Stefan Konarske
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Bewertung:

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(sehr gut)
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Der deutsche Film wartet für das Kinojahr 2010 bereits im Januar mit einem kleinen Highlight auf. Das Liebesdrama „Same Same But Different“, das am 21. Januar in die Kinos kommt, entführt den Zuschauer nach Kambodscha und Thailand und macht auf eindrucksvolle Weise die Gegensätzlichkeiten der beiden asiatischen Nachbarländer deutlich. Basierend auf dem 2007 erschienenen autobiographischen Roman „Wohin du auch gehst“ des 30-jährigen Journalisten Benjamin Prüfer, brachte Detlev Buck eine Geschichte auf die Leinwand, die wie kaum eine andere unsere heutige, globale Welt widerspiegelt: eine Liebe, die sich aller Schwierigkeiten zum Trotz über jegliche Grenzen hinwegsetzt.

„Bist du mit Anfang Zwanzig bereit für die Liebe deines Lebens?“ Diese Frage muss sich der deutsche Rucksacktourist Ben stellen, als er in einer Bar in Phnom Penh die kambodschanische Prostituierte Sreykeo kennenlernt. Das junge Mädchen kommt aus ärmsten Verhältnissen und muss mit ihrem Job ihre ganze Familie ernähren. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Ben verlängert seinen Urlaub und zieht zu Sreykeos Familie in die Slums von Phnom Penh. Wieder zuhause in Deutschland versucht er sie finanziell zu unterstützen, so gut es sein Praktikantengehalt zulässt. Als Ben erfährt, dass Sreykeo HIV-positiv ist, kehrt er zurück nach Kambodscha und setzt alles daran, die medizinische Versorgung für sie zu organisieren. Doch mit der Zeit entwickeln sich die unterschiedlichen Kulturen, die gegensätzlichen sozialen Verhältnisse und die große Entfernung immer mehr zum Hindernis für ihre Beziehung und Ben steht vor dem Problem sich entscheiden zu müssen.

Mit „Same Same But Different“ ist es Detlev Buck – wie schon in seinem Neukölln-Drama „Knallhart“ – wieder gelungen, Spielfilm und authentische Sozialstudie souverän miteinander zu verknüpfen. Der Ende 2008 an Originalschauplätzen gedrehte Film präsentiert ein Kambodscha, das es so nicht mehr lange geben wird. Die an einem See gelegene Touristengegend Boeng Kak ist heute schon keine Idylle mehr. Und das Haus, in dem Sreykeos Familie wohnt, ist ein zum Abriss freigegebener, gigantischer Wohnblock in Phnom Penh, dessen frühere Parkanlagen sich zu einem Slumviertel entwickelt haben. In den 60er Jahren von einem Stararchitekten im Stile Le Corbusiers erbaut, bieten dessen offene Treppenhäuser und Balkone heute einen ungeschönten Blick in das tiefste Elend der Stadt. Und auch die AIDS-Problematik hat sich in Kambodscha seit 2003, als sich die wahre Geschichte ereignete, deutlich verbessert.

In den Hauptrollen des Liebesdramas brillieren der bei der diesjährigen Berlinale mit dem Shooting Star-Award ausgezeichnete deutsche Schauspieler David Kross und die 2007 für den Asian Film Award nominierte Apinya Sakuljaroensuk. Für Detlev Buck war „Same Same But Different“, der im August beim Film Festival Locarno Weltpremiere hatte, die erste internationale Regiearbeit. Buck gilt auch als derjenige, der das Ausnahmetalent David Kross vor 5 Jahren entdeckt hat und ihm mit dem Drama „Knallhart“ den Weg zum Weltruhm ebnete. David Kross drehte außerdem mit Marco Kreuzpaintner den Fantasyfilm „Krabat“. International bekannt wurde der 19-Jährige aus einem kleinen Ort bei Hamburg im letzten Jahr mit dem oscarprämierten Hollywooddrama „Der Vorleser“, in dem er zusammen mit Kate Winslet spielte.

„Same Same But Different“ präsentiert sich in berauschenden, mitreißenden Bildern. Bemerkenswert ist auch die Musikauswahl: die außergewöhnliche Mischung, die von Rammstein bis Schubert reicht, verleiht jeder Szene ihre ganz eigene Ausdruckskraft. Doch diese Stärken des Films sind auch zugleich seine kleine Schwäche, denn die bombastischen Sound- und Bildeindrücke erscheinen mitunter ein wenig zu dominierend. In der einen oder anderen Szene hätte etwas mehr von den leiseren Tönen mit Sicherheit das Gänsehautfeeling erzeugt, das man bei der zu Herzen gehenden Story zuweilen vermisst. Und Bucks sonst so erfrischender, trockener Humor wirkt für eine Lovestory auch nicht immer ganz passend. So hat es in meiner Bewertung nicht ganz zum „herausragend“ gereicht. Das ändert aber nichts daran, dass mir „Same Same But Different“ auf jeden Fall eine uneingeschränkte Empfehlung wert ist – auch wenn der Film sicherlich nur von der Grundidee her etwas mit Coming of Age zu tun hat. Ein Must-See für die kalten Wintertage!
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Internet Movie Database
IMDb: Same Same But Different

Trailer
YouTube: Same Same But Different – Trailer (2:31 Min)

Filmkritiken
OutNow.ch: „'Same same but different' ist ein bekanntes Beispiel von 'Tinglish' […]“
MannbeisstFilm.de: „Same Same But Different (2009) nimmt seinen eigenwillig poetischen Titel […]“
Variety.com (engl.): “Outside Deutschland 'Same' has some chances as a specialty item. […]”

Kino
Kinostart: 21. Januar 2010

Links
Offizielle Website zum Film
Unikosmos.de: Interview mit David Kross
Wikipedia.de: Same Same But Different (Film)

Tags: Kambodscha, Phnom Penh, HIV, AIDS, Liebe, David Kross, Film, Kritik, Rezension, Review, Besprechung, Beurteilung, Bewertung, Beschreibung
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Rumble Fish


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(gut)

Der Film, der Matt Dillons Image als Rebell mit Sexappeal begründete. Francis Ford Coppolla besetzte seine expressionistische Außenseiterstudie aus dem Jahr 1983 mit weiteren, heute namhaften und damals jungen Darstellern: Mickey Rourke, Nicolas Cage, Diane Lane. Das ist 80ies Kult pur mit Tom Waits in einer Nebenrolle. Ein außergewöhnliches Drama in starken, symbolträchtigen Bildern. Ganz in schwarz-weiß gedreht waren nur die siamesischen Kampffische und die Polizeilichter in Farbe.


Der Film läuft in der Nacht Montag/Dienstag, 30. November/1. Dezember 2009 um 2:15 Uhr auf RTL II.
Internet Movie Database: Rumble Fish (US, 1983)
YouTube: Rumble Fish – Trailer (2:21 Min, engl.)
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Montag, 9. November 2009

Jim Carroll – In den Straßen von New York


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(gut)

Leonardo di Caprio in einer seiner frühen Rollen. Die Darstellung eines drogensüchtigen Teenagers in der Verfilmung von Jim Carrolls autobiographischem Bestseller "The Basketball Diaries" brachte dem damals 20-Jährigen als aufstrebendes Hollywood-Talent viel Lob ein. Der Film selbst fesselt schon alleine durch die hervorragenden Schauspieler, blieb aber etwas hinter den Erwartungen zurück, mit der man der filmischen Umsetzung des in den USA sehr bekannten Romanstoffes entgegensah. Die Bedeutung der literarischen Tagebuchvorlage in Nordamerika wird auch dadurch deutlich, dass es auch für River Phoenix ein erklärter Traum gewesen war, einmal seine Lieblingsromanfigur Jim Carroll verkörpern zu dürfen.


Der Film läuft am Samstag, 14. November 2009 um 20:15 Uhr auf RTL II.
Internet Movie Database: The Basketball Diaries (US, 1995)
YouTube: The Basketball Diaries – Trailer (2:21 Min)
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Montag, 2. November 2009

Der Mann, der Yngve liebte


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(in Ordnung)

Eine Coming-out-Geschichte, die Ende der 80er Jahre in der norwegischen Kleinstadt Stavanger spielt. Die in Norwegen viel beachtete Tragikomödie um den 17-jährigen Jarle ist gespickt mit 80ies-Musik und Zeitgeistflair und war der Eröffnungsfilm des Verzaubert Filmfests 2009. Grundsätzlich in Ordnung verlangt das Erstlingswerk dem Zuschauer aber auch etwas Fantasie ab, vor allem weil die Darsteller (allen voran der 25-jährige Rolf Kristian Larsen) es in keiner Szene schaffen glaubhaft wie pubertierende Teenager zu wirken. Schade eigentlich für den ansonsten gelungenen Film, solche altersmäßigen Fehlbesetzungen hat man vielleicht vor 40 Jahren zu Zeiten von Dustin Hoffmann und "Mrs. Robinson" noch hingenommen...

Der Film läuft am Dienstag, 3. November 2009 um 0:25 Uhr im NDR.

Internet Movie Database: Mannen som elsket Yngve (NO, 2008)
YouTube: Mannen Som Elsket Yngve – Trailer (2:05 Min, engl. Untertitel)
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Montag, 26. Oktober 2009

Netto


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(nicht schlecht)

Der Potsdamer Filmstudent Robert Thalheim lieferte mit „Netto“ 2005 den Überraschungserfolg der Berlinale und gewann auch gleich den Max-Ophüls-Förderpreis. Die Tragikomödie um die Beziehung zwischen einem arbeitslosen Vater und seinem sechszehnjährigen Sohn spiegelt auf amüsante Weise den ost-westdeutschen Alltag zwischen Wendeverlierer und Ostalgie wider. In 17 Tagen mit einem Budget von wenigen tausend Euro mit der Handkamera gedreht besticht das Erstlingswerk durch seine erfrischende Authentizität.


Der Film läuft am Dienstag, 27. Oktober 2009 um 23:00 Uhr und am Samstag, 31. Oktober 2009 um 15:50 Uhr auf Arte.
Internet Movie Database: Netto (DE, 2005)
Kino-Zeit.de: Netto – Trailer (1:40 Min)
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Montag, 19. Oktober 2009

Whale Rider


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(sehr gut)

Es kommt nicht so oft vor, dass ein Film mit einem Nischenthema aus einem für seine Filme kaum bekannten Land international derart mit Awards und Nominierungen überhäuft wird wie "Whale Rider". Das nur 3,5 Mio Euro teure poetische Drama der neuseeländischen Regisseurin Niki Caro handelt von dem zwölfjährigen Māori-Mädchen Pai, das allen Traditionen zum Trotz versucht, die Nachfolge ihres Großvaters als Stammesoberhaupt anzutreten. Denn der Brauch will, dass der Häuptlingsnachfolger immer ein Junge sein muss. Ein kleines Meisterwerk über die Kluft zwischen Traditionen und modernem Leben mit exzellenter Rollenbesetzung. Die 14-jährige Keisha Castle-Hughes ist die bislang jüngste Schauspielerin, die für den Oscar als beste weibliche Hauptdarstellerin nominiert wurde.

Internet Movie Database: Whale Rider (NZ, 2002)
YouTube: Whale – Trailer (2:17 Min)
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Montag, 12. Oktober 2009

Ein Zuhause am Ende der Welt


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(sehr gut)

Die beiden Freunde Bobby und Jonathan, die schon in ihrer Kindheit und Jugend zusammen einige Tiefen des Lebens bewältigen müssen, verbindet mehr als ein tiefe Freundschaft. Als Claire in das Leben der beiden Freunde stösst, entwickelt sich eine tiefgründige ménage à trois rund um Homo-, Bi- und Heterosexualität, die das Trio bis ins Erwachsenenalter hinein begleitet. Das weltweit auf zahlreichen Festivals gefeierte Independentdrama wurde mit einem Minimalbudget von nur 6,5 Mio Dollar verwirklicht. Regisseur Michael Mayer konnte für seinen Debütfilm auch namhafte Darsteller wie Colin Farrell gewinnen.


Im TV: Mittwoch, 14. Oktober 2009 um 20:15 Uhr auf Tele 5.
Internet Movie Database: A Home at the End of the World (US, 2004)
YouTube: A Home at the End of the World – Trailer (2:22 Min, engl.)
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Montag, 5. Oktober 2009

Vitus


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(gut)

Vitus ist ein hochbegabter Junge, ein Wunderkind am Klavier und mehr als überdurchschnittlich intelligent. Seine Eltern haben nur seine außergewöhnliche Begabung im Blick und versuchen alles aus dem Weg zu räumen, was seiner Karriere im Wege stehen könnte. Und sie übersehen dabei völlig die eigentlichen Bedürfnisse ihres Sohnes, der nur bei seinem Großvater Verständnis und Geborgenheit findet. Als Vitus mit 12 Jahren zum Abitur angemeldet werden soll, täuscht er nach einem Unfall eine Gehirnerschütterung vor, und lässt alle glauben, seine Hochintelligenz verloren zu haben – nur um das Leben eines normalen Jungen führen zu können. Doch dann kommt alles anders. Eine toll gespielte Hommage an die Kindheit, im Schweizer Original besser als in der deutschen Synchronfassung.

Der Film läuft am Mittwoch, 7. Oktober 2009 um 14:45 Uhr auf Arte.

Internet Movie Database: Vitus (CH, 2006)
YouTube: Vitus – Trailer (1:59 Min)
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Montag, 28. September 2009

WarGames


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(nicht schlecht)

Non-Coming-of-Age-Tip! Noch ein Film der Woche, der nicht aus dem Coming-of-Age-Genre stammt, ein Klassiker aus den frühen 80er Jahren, dessen politische Aussage aber immer noch aktuell ist. Das mehrfach Oscar-nominierte Drama um einen Jugendlichen, der sich ahnungslos in einen militärischen Zentralcomputer des Pentagon einhackt
und somit beinahe einen Atomkrieg auslöst, kann auch nach über 25 Jahren noch faszinieren. Kritik am kalten Krieg und der Reagan-Ära gut verpackt in einem Jugendthriller: immer noch sehenswert! Und für mich persönlich war Hauptdarsteller Matthew Broderick damals auch ein Teenager-Idol ;-))

Der Film läuft am Donnerstag, 1. Oktober um 20:15 Uhr und am Freitag, 2. Oktober 2009 um 15:30 Uhr auf Das Vierte.
Internet Movie Database: WarGames (US, 1983)
YouTube: WarGames – Trailer (2:18 Min, engl.)
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Montag, 21. September 2009

Berlin '36


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(gut)

Non-Coming-of-Age-Tip! Mal wieder ein Non-Coming-of-Age-Favourite als 'Film der Woche'. "Berlin '36" bringt eine Geschichte auf die Leinwand, die so obskur und unglaublich ist, dass sie nur aus dem wirklichen Leben stammen kann: auf politischen Druck der Amerikaner hin wird die hoch favorisierte jüdische Hochspringerin Gretel Bergmann in die deutsche Mannschaft für die Olympiade 1936 in Berlin aufgenommen. Doch um der Schande eines jüdischen Siegs vorzubeugen, schleusen die Deutschen auch noch einen als Mädchen aufgewachsenen jungen Mann in das Hochsprungteam ein. –
Auch wenn Kaspar Heidelbachs Inszenierung eher TV-Niveau als großes Kino bietet, überzeugt der Film schon alleine durch die Story und mit Karoline Herfurth und Sebastian Urzendowsky durch zwei exzellente Hauptdarsteller. Ein Interview mit der heute in New York lebenden, 95-jährigen echten Margaret Bergmann am Ende des Films unterstreicht den starken Eindruck. Sehenswert!

Der Film läuft seit 10. September 2009 im Kino.
Internet Movie Database: Berlin '36 (DE, 2009)
YouTube: Berlin '36 – Trailer (2:11 Min)
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Montag, 14. September 2009

Die Blechtrommel


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(gut)

Eine Parabel über einen Jungen, der beschließt aus Protest gegen die Welt der Erwachsenen nicht mehr weiter zu wachsen. Volker Schlöndorffs Verfilmung des berühmten Romans von Günter Grass gewann die Goldene Palme in Cannes und – als erste deutsche Produktion – 1980 den Oscar als bester fremdsprachiger Film. Das hinderte nordamerikanische Sittenwächter allerdings nicht daran, dem Werk mehrmals den Prozess wegen Kinderpornographie zu machen: angeblich habe hier ein 11-jähriger Darsteller Oralsex mit einer erwachsenen Schauspielerin. In Teilen Kanadas wurde "Die Blechtrommel" deswegen bereits 1980 verboten. In Oklahoma konnte 1997 die Indizierung in letzter Instanz verhindert werde, nachdem die Polizei schon dabei war, existierende Kopien zu konfiszieren...

Der Film kommt am Donnerstag, 17. September 2009 um 22:25 Uhr auf 3sat.

Internet Movie Database: Die Blechtrommel (DE, 1979)
YouTube: Die Blechtrommel – Trailer (3:29 Min)
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Mittwoch, 9. September 2009

Bloedbroeders (Blood Brothers)


Originaltitel: „Bloedbroeders“
Niederlande, 2008
Regisseur: Arno Dierickx
Drehbuch: Bert Bouma und Jan Bernard Bussemaker
Hauptdarsteller: Erik van Heijningen, Matthijs van de Sande Bakhuyzen, Sander van Amsterdam, Derk Stenvers, Carolien Spoor
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Bewertung:

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(nicht schlecht)
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Einen wahren Mordfall in den sechziger Jahren, der in den Niederlanden zu trauriger Berühmtheit gelangt ist, nahm der belgische Regisseur Arno Dierickx als Basis für sein Psychodrama „Bloedbroeders“. Der Jungfilmer, der in Brüssel Film studiert hatte, war bislang durch einige Kurzfilme und TV-Produktionen bekannt. „Bloedbroeders“ ist sein erster Kinofilm und fand vor allem wegen des Aufsehen erregenden Themas Beachtung, erntete ansonsten aber eher weniger gute Kritiken. Herausgestellt wird nur immer wieder die objektive Sichtweise des Films, die das Verbrechen ohne Schuldzuweisungen dokumentiert und in seiner psychologischen Tiefe darzustellen versucht.

Sommer 1960: Der 16-jährige Arbeitersohn Simon, ein schüchterner und intelligenter Jugendlicher aus einfachen Verhältnissen, freundet sich mit den reichen Brüdern Arnout und Victor van Riebeeck an, die an seine Schule gehen. Geblendet vom unbeschwerten Leben in der riesigen Villa der schwerreichen Familie lässt sich Simon immer weiter auf die dekadenten Spielchen der beiden Brüder ein. Als der 14-jährige Underdog Ronnie wegen eines gestohlenen Motorrads auf der Flucht vor seinem gewalttätigen Vater und vor der Polizei ist, verstecken die drei Freunde ihren Schulkameraden auf dem Dachboden der van Riebeeck-Villa. Aus der anfänglichen Hilfe wird im Laufe der Wochen ein subtiles Spiel um Macht und Unterdrückung. Und weil Ronnie sich nicht dazu bereit zeigt, sein – schon lange nicht mehr freiwilliges – Versteckspiel wieder aufzugeben, beschließen die Brüder Arnout und Victor ihren „Gast“ auf anderem Wege verschwinden zu lassen. Doch aus Angst vor der eigenen Courage überlassen sie es letztendlich ihrem Handlanger Simon zu versuchen, den sich sträubenden Ronnie mit einer Wäscheleine zu erwürgen.

Die Story hat wirklich Filmpotenzial, doch „Bloedbroeders“ plätschert in meinen Augen ziemlich unmotiviert dahin. Beim Thrill ob des bevorstehenden Verbrechens will der Funke nicht so recht auf den Zuschauer überspringen. Trotz einiger guter Ansätze ist die psychische Wandlung der drei Jungen im Verlauf des Films und ihre Motivation zu dem Verbrechen nicht scharf genug gezeichnet. Der Zuschauer erkennt zwar, wie die spielerische Faszination, Macht über einen anderen Menschen zu haben, langsam in Gewalt übergeht und wie das Opfer aus einer Mischung aus Dankbarkeit und Einschüchterung sich immer weiter in die Geborgenheit und die Einsamkeit seiner Gefangenschaft flüchtet. Wirklich unter die Haut geht das aber leider nicht. Auch die 60ies-Atmosphäre, die der Film vor allem durch die Musikauswahl zu schaffen versucht, wirkt etwas gezwungen. So waren es wieder einmal die vier Hauptdarsteller, die mich dazu bewogen haben, dem Film doch noch die Bewertung „nicht schlecht“ zu geben. Ihre nicht einfachen Rollen meistern sie hervorragend – auch wenn der 19 Jahre alte Sander van Amsterdam als Ronnie zu alt wirkt. Allen voran ist hier aber vor allem Newcomer Erik van Heijningen als Simon zu nennen, der mit kindlicher Unschuldsmiene in seinem sensiblen Charakter absolut überzeugt.

Das Bemerkenswerteste an der Geschichte – bekannt als der so genannte „Baarnse“-Mord an dem 14-jährigen Theo Mastwijk – ist allerdings das, was im Film nicht mehr gezeigt wird. Mehr als ein Jahr nach der Tat wird im Oktober 1961 die Leiche entdeckt. Die drei Täter – der 16-jährige Hennie Werkhoven und die 17 und 15 Jahre alten Brüder Boudewijn und Ewout Henny – werden gefasst und zu mehrjährigen Haftstrafen mit therapeutischer Behandlung verurteilt. Nach der Haftentlassung – Boudewijn glückte sogar ein Ausbruchsversuch, er konnte aber wieder gefasst werden – übernahmen die Henny-Brüder das Unternehmen ihres Vaters und erbten das Familienvermögen. Sie gehören heute mit einem Vermögen von geschätzt 150 Mio Euro zu den reichsten Leuten in den Niederlanden und ihr Versicherungsunternehmen Conservatrix wirbt mit dem Slogan „Schöner leben als man es geplant hatte“ („Leuker leven dan je van plan was“). Ihr Mittäter Hennie Werkhoven aber verschwand spurlos, nachdem er seine Strafe verbüßt hatte. Es ist bis heute unbekannt, was aus ihm geworden ist.

„Bloedbroeders“ lief im Rahmen des 23. Fantasy Filmfests 2009. Bei der Münchner Vorstellung war Regisseur Arno Dierickx leider nicht anwesend. Schade, ein paar mehr Informationen über seinen Film aus erster Hand wären interessant gewesen. Aber vielleicht war das auch ganz gut so – in Anbetracht der für einen windig-kühlen Samstag Abend wirklich schlecht besuchten Festivalvorstellung im Münchner City-Kino.
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Internet Movie Database
IMDb: Bloedbroeders

Trailer
YouTube: Bloedbroeders – Trailer (1:47 Min, niederl.)

DVD
Van Leest DVD Shop, Niederlande: Bloedbroeders
Bol.com, Niederlande: Bloedbroeders

Filmkritiken
Remember it for later – Filmtagebuch-Blog: „BLOEDBROEDERS erinnert etwas an Rob Reiners STAND BY ME […]“
Variety.com (engl.): „A surprisingly uncompelling drama, based on a true story […]“
Screenfanatic.com (engl.): „It’s hard to get overly enthused about Dierickx’s unremarkable film […]“

Links
Offizielle Website zum Film (niederl.)
Wikipedia.org: Bloedbroeders (engl.)
EénVandaag.nl: Artikel über den Baarnse-Mordfall (niederl.)
Fantasy Filmfest: Blood Brothers – Filmbeschreibung
Fantasy Filmfest-Fanblog: Zuschauer-Reviews

Tags: Coming of Age, Film, Kritik, Rezension, Review, Besprechung, Beurteilung, Bewertung, Beschreibung
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